Norwegen und das Böse.

Vorweg möchte ich hier auf einen Blog verweisen, dessen Autor sich in seiner Betrachtung zum Anschlag in Oslo und den Morden auf der kleinen Insel Utøya mit der Dimension des Bösen, das sich in den Taten von Anders Breivik manifestiert hat, beschäftigt: hier

Den Täter als "fundamentalistischen Christen" zu bezeichnen, was allerorten geschrieben wird, spricht dem christlichen Glauben Hohn und verschleiert zwar durchaus mit lauterer humanistischer Intention eine fundamentale Botschaft, die vor allem die katholische Kirche unbeirrt verkünden sollte und die wiederum Norbert Bolz in Das Wissen der Religion sehr treffend zusammenfasst (Kommentare in den Klammern von mir):

Das Böse -der Teufel- ist existent und diese Existenz deutet zugleich auf die Existenz Gottes hin, der nicht nur das Gute schlechthin ist, sondern primordial also vor aller Erkenntnis ist.

"Der Teufel hat demnach das Kreuz des Unterscheidens auf sich genommen. Übersetzt in die Ethik der Erkenntnistheorie heißt das: Es gibt keine Entlastung von der Eigenverantwortung für die Wahl des Unterscheidens.

Diese eigenverantwortlich getroffene Unterscheidung ist nicht richtig, nicht verbindlich, aber auch nicht beliebig.
Will man sie positiv bestimmen, dann muss man den Kontext wählen (das hat Anders zunächst gemacht, wie sein langes Manifest zu zeigen scheint).
Wählt man den christlichen Kontext der europäischen Tradition (hier zeigt sich dann der folgenreiche Fehlschluss Breiviks), dann kann man die Unausweichlichkeit der Eigenverantwortung als eine mit Liebe gegebene Freiheit begreifen.

[...]

Bekanntlich erzählt die Apokalypse, dass nach einem Kampf im Himmel der furchtbare Drache, der Diabolos oder Satan heisst, weil er die Welt verführt und uns Tag und Nacht vor Gott beklagt hat, auf die Erde stürzt. Nun kommt er zu den Menschen mit großem Zorn, Thymos, und dem Bewusstsein, dass ihm nur eine kurze Zeit, Kairos, bleibt. Die Offenbarung des Johannes 12,12 belehrt uns, dass der Teufel weiß, dass er wenig Zeit hat. Deshalb bietet er je und je alle Unheilsenergie auf. Zweifel und Schmerz des Jesus am Kreuz, die Schrecken erst des konfessionellen Bürgerkriegs, dann des Blitzkriegs, die Ermordung Kennedys und der Angriff auf das WTC (und der Taten in Norwegen) - er war da und hat sein rätselhaftes Spiel gespielt.

[...]

Wenn wir nun aber vom Christentum lernen können, dass nur die Macht der Transzendenz den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen kann, dann ist der Satan die falsche Transzendenz der Gewalt. Sein Bild ist das Maximum an Problembewusstsein (und das attestierte sich ja Breivik gerade in seinem Manifest), das man in der Welt gewinnen kann.

[...]

Teufel - das heißt für den Frommen (und beweist den Unglauben Breiviks): Es gibt zwei Weltmächte: Liebe vs. Tod. Der Gegner des Teufels ist die Liebe. Und das gilt nicht erst für die christliche Agape, sondern schon für den heidnischen Eros. Seit Platons Politeia im Namen des Politischen den Eros als Tyrannen denunzierte, kämpft der Gott der Liebe gegen den Dämon der Politik. Doch nicht nur gegen den Leviathan, sondern auch gegen jenen Teufel als Beobachter und seine Unterscheidungen steht das Kalkül der Liebe, das alle kontingenten Unterscheidungen und souveränen Entscheidungen (die Breivik so selbstherrlich getroffen hat) suspendiert. Dass es sich in dieser Liebe nicht um Sentimentalitäten sondern um ernste Arbeit handelt, hat Papst Benedikt XVI. durch seine schöne Analogbildung zum Verb 'aufarbeiten' verdeutlicht: Es gehe darum, das Böse durch Liebe aufzuleiden."

So gesehen ist Breivik, ist aber auch die weite westliche Welt, die sich ihrer jüdisch-christlichen Kultur rühmt und nun wegen dieser Emanation des Bösen fassungslos da steht und dennoch Kriege führt, weit davon entfernt, christlich zu sein.

Die Logik der Gewalt, die nach wie vor unser aller staatliches und zumeist auch persönliches Handeln determiniert, ist vielmehr die des Anklägers -hebr. Satan-.

Gott scheint dem zunächst hilflos gegenüber zu stehen, aber auch hier hilft der unverhüllte Blick aufs Fundament:

Selig sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig sind die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

Selig sind die, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.

Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.

Selig sind die, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

Selig sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.

Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

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