Stückwerk
"Einer Kirche angehören, die ihres Gottes nicht gewiß ist -nachdem sie ihn einst mit Feuer und Schwert aufgezwungen hatte-,das müßte das Ideal eines jeden hellen Verstandes sein. Sobald ein Mythos träge und durchscheinend, die Institution, auf der er ruht, milde und einsichtsvoll wird, gewinnen die Probleme eine angenehme Geschmeidigkeit.
Das Versagen des Glaubens, seine herabgeminderte Kraft läßt in den Gemütern eine sanfte Leere entstehen, macht sie empfänglicher, verbietet ihnen jedoch, sich verblenden zu lassen von dem Aberglauben, der die Zukunft umlauert und überschattet. Allein von den Agonien der Geschichte, die dem Irrsinn aller Morgenröte vorausgehen, wird der Geist gewiegt..." So Schreibt Cioran unter dem Titel "Das Glück der Epigonen".
Es macht das Wesen des Glaubens aus, daß er Epigonen zeugt, denn ein Glaube ist wohl immer ein versagender Glaube und eine "sanfte Leere" - es sei denn man mißversteht ihn als "Theorie" oder als Krücke in Krisen.
Der Glaube und jede religiöse Existenz sind "Stückwerk".
Aber "der Geist wird gewiegt" in der Leere, und es ist der Wellenschlag dieses Wiegens, der die unverblendete Wahrheit des Glaubens ausmacht, unabhängig von aller Gewißheit.
Wurden früher Märtyrer aufs Rad gebunden, so besteht das sanfte herabgeminderte Martyrium unserer Zeit darin, der Gewißheit beraubt zu werden. Und es ist ein Akt der Liebe zu Gott, sie nicht mehr einzufordern. Glaube und Hoffnung vergehen am Abend, aber die Liebe bleibt.
Christian Lehnert, Korinthische Brocken, Suhrkamp 2013, S.215
Das Versagen des Glaubens, seine herabgeminderte Kraft läßt in den Gemütern eine sanfte Leere entstehen, macht sie empfänglicher, verbietet ihnen jedoch, sich verblenden zu lassen von dem Aberglauben, der die Zukunft umlauert und überschattet. Allein von den Agonien der Geschichte, die dem Irrsinn aller Morgenröte vorausgehen, wird der Geist gewiegt..." So Schreibt Cioran unter dem Titel "Das Glück der Epigonen".
Es macht das Wesen des Glaubens aus, daß er Epigonen zeugt, denn ein Glaube ist wohl immer ein versagender Glaube und eine "sanfte Leere" - es sei denn man mißversteht ihn als "Theorie" oder als Krücke in Krisen.
Der Glaube und jede religiöse Existenz sind "Stückwerk".
Aber "der Geist wird gewiegt" in der Leere, und es ist der Wellenschlag dieses Wiegens, der die unverblendete Wahrheit des Glaubens ausmacht, unabhängig von aller Gewißheit.
Wurden früher Märtyrer aufs Rad gebunden, so besteht das sanfte herabgeminderte Martyrium unserer Zeit darin, der Gewißheit beraubt zu werden. Und es ist ein Akt der Liebe zu Gott, sie nicht mehr einzufordern. Glaube und Hoffnung vergehen am Abend, aber die Liebe bleibt.
Christian Lehnert, Korinthische Brocken, Suhrkamp 2013, S.215
Inlitore - 12. Aug, 00:33