Montag, 12. August 2013

Stückwerk

"Einer Kirche angehören, die ihres Gottes nicht gewiß ist -nachdem sie ihn einst mit Feuer und Schwert aufgezwungen hatte-,das müßte das Ideal eines jeden hellen Verstandes sein. Sobald ein Mythos träge und durchscheinend, die Institution, auf der er ruht, milde und einsichtsvoll wird, gewinnen die Probleme eine angenehme Geschmeidigkeit.
Das Versagen des Glaubens, seine herabgeminderte Kraft läßt in den Gemütern eine sanfte Leere entstehen, macht sie empfänglicher, verbietet ihnen jedoch, sich verblenden zu lassen von dem Aberglauben, der die Zukunft umlauert und überschattet. Allein von den Agonien der Geschichte, die dem Irrsinn aller Morgenröte vorausgehen, wird der Geist gewiegt..." So Schreibt Cioran unter dem Titel "Das Glück der Epigonen".
Es macht das Wesen des Glaubens aus, daß er Epigonen zeugt, denn ein Glaube ist wohl immer ein versagender Glaube und eine "sanfte Leere" - es sei denn man mißversteht ihn als "Theorie" oder als Krücke in Krisen.
Der Glaube und jede religiöse Existenz sind "Stückwerk".
Aber "der Geist wird gewiegt" in der Leere, und es ist der Wellenschlag dieses Wiegens, der die unverblendete Wahrheit des Glaubens ausmacht, unabhängig von aller Gewißheit.
Wurden früher Märtyrer aufs Rad gebunden, so besteht das sanfte herabgeminderte Martyrium unserer Zeit darin, der Gewißheit beraubt zu werden. Und es ist ein Akt der Liebe zu Gott, sie nicht mehr einzufordern. Glaube und Hoffnung vergehen am Abend, aber die Liebe bleibt.

Christian Lehnert, Korinthische Brocken, Suhrkamp 2013, S.215

Mittwoch, 17. Juli 2013

Jerusalem

Bald zieh' ich ein in eine neue Stadt
Wo ich früher war, ist's heute leer
Sie liegt dort hell auf einem hohen Grat
Was früher war, das kümmert mich nicht mehr

Und zieh' ich ein, es ziehen mit mir
Tausend andere arme Seelen
Gerne ging' ich auch mit Dir
ach! nur Du wirst mir fehlen

Dienstag, 11. Juni 2013

Gefallene, erlöste Nacht

Keine Erleuchtung, nicht ein Strahl
des Glanzes seiner Sonne Sterne
bringen Licht in den verlassnen Ballsaal,
der da liegt wie in gottestoter Ferne.

In seiner Mondesnähe neigen
hohe Wolken sich sanft zu einem Bogen.
Deine Sinne feiern dunkle Reigen,
Du hast ein Festkleid angezogen.

Der Saum des Rockes fällt
im Tanze in die Tiefe eines Tales.
Nur Deine reich geschmückte Hand hält
fest am Kelch des Abendmahles.

Sonntag, 18. September 2011

ohne Worte!

Das Wort zum Sonntag:
hier

Freitag, 19. August 2011

Madrid oder "Was kostet der Papst?"

Ohne näher auf konkrete Zahlen einzugehen, will ich mich kurz mit der Frage beschäftigen, die dieser Tage in Madrid und voraussichtlich dann auch in Deutschland 'Papstgegner' mobilisiert und die Berichterstattung über seine Besuche dominiert, nämlich der nach den Kosten eines solchen Besuchs.

Es ist offensichtlich, dass es sich hierbei um ein vorgeschobenes Argument zur generellen Abrechnung mit dem Reisenden handelt, sowie den absurden Protest der indignierten Generation arbeitloser Spanier gegen ihr kulturelles und soziales Erbe, von dem sie im allerwörtlichsten Sinne gerade noch zehren.

Da werden einfach jahrelang überdachte Pläne zum Gelingen des Weltjugendtages in Madrid umgesetzt und die selbsternannten Räte auf den Plätzen Spaniens werden nicht konsultiert.

Die u.a. von der Taz mit Häme bedachten Nonnen, die von den Demonstranten durch die Straßen geprügelt wurden, können somit noch froh sein, mit dem Leben davon gekommen zu sein.
In Deutschland und Europa stehen schon lange nur mehr tibetische Nonnen unter Artenschutz.

Schlimm für die Kritiker wäre natürlich, wenn nun auch noch der Papst etwas sagt, worüber alle mal nachdenken müssten - denn diesen Preis kann wirklich niemand mehr zahlen!

nonnen_madrid_dapd

Mittwoch, 10. August 2011

Die Heilige Theresia Benedicta vom Kreuz und unsere Zeit

Während in London Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt werden, Geschäfte geplündert, Verletzte noch am Boden liegend ausgeraubt werden, die Eindrücke der Morde in Norwegen nachwirken und die Börsen als Pulsmesser unser Zeit unruhig aufflackern, gedachte die Kirche gestern der Heiligen Theresia Benedicta vom Kreuz, die die Zeichen ihrer auf uns zunächst gänzlich anders wirkenden Zeit erkannt hatte und sich als Konsequenz ihrer Erkenntnis ganz in den Dienst dessen stellte, der die Gewalten seiner Zeit so wirkmächtig durchkreuzte.

Mit bewundernswerter Willenskraft und Hingabe warf sich die als Jüdin geborene, zeitweise atheitisch argumentierende Edith Stein dem Gekreuzigten zu Füssen und begab sich so bis zu ihrem Tod im KZ Auschwitz-Birkenau auf die Spuren unseres Heilands.

Die Kirche hat dies zurecht mit der Heiligsprechung im Jahr 1997 gewürdigt und stellt uns mit ihr eine heilige Philosophin vor, deren Gedanken zu der Rolle der Frau in der Kirche, Geschlechterverhältnissen im Allgemeinen und dem Wirken der theologischen Betrachtung jedem heutigen problembewussten Katholiken zu denken gäbe, wenn sie nur gelesen würden.
Nun ist es aber gewiss so, dass die Antworten auf die Fragen jeder Ära im Stillen gesprochen werden und nur dem geneigten Ohr hörbar sind.
Wer es fassen kann...

Doch ist die Zeit, in der Edith Stein in den Karmel eintrat um als Konsequenz ihrer Wahrheitssuche Nonne zu werden, so sehr verschieden von unserer? Befinden wir uns nicht in einer Spirale aus sprachlicher und sittlicher Verrohung, deren Folge sinnigerweise die Barbaren sind, die auf der einen Seite Länder bombardieren, deren einigermaßen gemäßigte Wirtschaft den eigenen Spielregeln angepasst werden soll und andererseits die vaterlosen Barbaren, die wir nun in England oder Norwegen wüten sehen?

Es fällt schwer, angesichts der rennenden Ereignisse noch ein Urteil zu fällen, dass die Gesamtheit des -pessimistisch gesagt- um sich greifenden Verfalls erfasst.

Edith Steins bedingungslose Umkehr kann hier allerdings hilfreich sein und lädt ein, den eigenen Denk- und Wirkungshorizont in Frage zu stellen.
Schließlich sollte man gerade in schwierigen Zeiten nicht vergessen:

Der Stern von Bethlehem ist ein Stern in dunkler Nacht - auch heute noch.

Hl. Edith Stein

blob

london-riots-woman-leaps

Mittwoch, 3. August 2011

Maria lactans

556

Diptychon von Melun, rechter Flügel, 'Maria lactans' - Die thronende Madonna mit dem Christuskind, Jean Fouquet um 1456

Mittwoch, 27. Juli 2011

Norwegen und das Böse.

Vorweg möchte ich hier auf einen Blog verweisen, dessen Autor sich in seiner Betrachtung zum Anschlag in Oslo und den Morden auf der kleinen Insel Utøya mit der Dimension des Bösen, das sich in den Taten von Anders Breivik manifestiert hat, beschäftigt: hier

Den Täter als "fundamentalistischen Christen" zu bezeichnen, was allerorten geschrieben wird, spricht dem christlichen Glauben Hohn und verschleiert zwar durchaus mit lauterer humanistischer Intention eine fundamentale Botschaft, die vor allem die katholische Kirche unbeirrt verkünden sollte und die wiederum Norbert Bolz in Das Wissen der Religion sehr treffend zusammenfasst (Kommentare in den Klammern von mir):

Das Böse -der Teufel- ist existent und diese Existenz deutet zugleich auf die Existenz Gottes hin, der nicht nur das Gute schlechthin ist, sondern primordial also vor aller Erkenntnis ist.

"Der Teufel hat demnach das Kreuz des Unterscheidens auf sich genommen. Übersetzt in die Ethik der Erkenntnistheorie heißt das: Es gibt keine Entlastung von der Eigenverantwortung für die Wahl des Unterscheidens.

Diese eigenverantwortlich getroffene Unterscheidung ist nicht richtig, nicht verbindlich, aber auch nicht beliebig.
Will man sie positiv bestimmen, dann muss man den Kontext wählen (das hat Anders zunächst gemacht, wie sein langes Manifest zu zeigen scheint).
Wählt man den christlichen Kontext der europäischen Tradition (hier zeigt sich dann der folgenreiche Fehlschluss Breiviks), dann kann man die Unausweichlichkeit der Eigenverantwortung als eine mit Liebe gegebene Freiheit begreifen.

[...]

Bekanntlich erzählt die Apokalypse, dass nach einem Kampf im Himmel der furchtbare Drache, der Diabolos oder Satan heisst, weil er die Welt verführt und uns Tag und Nacht vor Gott beklagt hat, auf die Erde stürzt. Nun kommt er zu den Menschen mit großem Zorn, Thymos, und dem Bewusstsein, dass ihm nur eine kurze Zeit, Kairos, bleibt. Die Offenbarung des Johannes 12,12 belehrt uns, dass der Teufel weiß, dass er wenig Zeit hat. Deshalb bietet er je und je alle Unheilsenergie auf. Zweifel und Schmerz des Jesus am Kreuz, die Schrecken erst des konfessionellen Bürgerkriegs, dann des Blitzkriegs, die Ermordung Kennedys und der Angriff auf das WTC (und der Taten in Norwegen) - er war da und hat sein rätselhaftes Spiel gespielt.

[...]

Wenn wir nun aber vom Christentum lernen können, dass nur die Macht der Transzendenz den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen kann, dann ist der Satan die falsche Transzendenz der Gewalt. Sein Bild ist das Maximum an Problembewusstsein (und das attestierte sich ja Breivik gerade in seinem Manifest), das man in der Welt gewinnen kann.

[...]

Teufel - das heißt für den Frommen (und beweist den Unglauben Breiviks): Es gibt zwei Weltmächte: Liebe vs. Tod. Der Gegner des Teufels ist die Liebe. Und das gilt nicht erst für die christliche Agape, sondern schon für den heidnischen Eros. Seit Platons Politeia im Namen des Politischen den Eros als Tyrannen denunzierte, kämpft der Gott der Liebe gegen den Dämon der Politik. Doch nicht nur gegen den Leviathan, sondern auch gegen jenen Teufel als Beobachter und seine Unterscheidungen steht das Kalkül der Liebe, das alle kontingenten Unterscheidungen und souveränen Entscheidungen (die Breivik so selbstherrlich getroffen hat) suspendiert. Dass es sich in dieser Liebe nicht um Sentimentalitäten sondern um ernste Arbeit handelt, hat Papst Benedikt XVI. durch seine schöne Analogbildung zum Verb 'aufarbeiten' verdeutlicht: Es gehe darum, das Böse durch Liebe aufzuleiden."

So gesehen ist Breivik, ist aber auch die weite westliche Welt, die sich ihrer jüdisch-christlichen Kultur rühmt und nun wegen dieser Emanation des Bösen fassungslos da steht und dennoch Kriege führt, weit davon entfernt, christlich zu sein.

Die Logik der Gewalt, die nach wie vor unser aller staatliches und zumeist auch persönliches Handeln determiniert, ist vielmehr die des Anklägers -hebr. Satan-.

Gott scheint dem zunächst hilflos gegenüber zu stehen, aber auch hier hilft der unverhüllte Blick aufs Fundament:

Selig sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig sind die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

Selig sind die, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.

Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.

Selig sind die, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

Selig sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.

Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

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